Brian Tierney (1922-2019)

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Am 30. November 2019 ist Brian Tierney, emeritierter Professor für mittelalterliche Geschichte an der Cornell University, im Alter von 97 Jahren verstorben. Am 7. Mai 1922 in Scunthorpe, Lincolnshire, als Sohn einer Familie irischer Abstammung geboren, trat er in die Royal Air Force ein und erhielt für seine Verdienste während des Zweiten Weltkrieges von König Georg VI. den "Distinguished Flying Cross and Bar" Orden. Nach dem Krieg besuchte er das Pembroke College der Cambridge University, wo er bei Walter Ullmann studierte und 1951 seine Doktorarbeit in mittelalterlicher Geschichte abschloss. Er lehrte an der Catholic University of America, Washington D.C. und dann 33 Jahre lang an der Cornell University, Ithaca N.Y. Er wurde 1969 zum Goldwin-Smith-Professor für mittelalterliche Geschichte und 1977 zum ersten Bowmar-Professor für humanistische Studien ernannt.

Eine revidierte Fassung seiner Doktorarbeit erschien 1955 unter dem Titel “Foundations of the Conciliar Theory: The Contribution of the Medieval Canonists from Gratian to the Great Schism”, ein bahnbrechendes Werk, das mehrere Auflagen erlebte und dann zuletzt 1998 überarbeitet im L. Brill Verlag als Band 81 der Reihe “Studies in the History of the Christian Thought” erschien (vgl. die Besprechung von Ansgar Frenken im AHC). Diese Studie trug wesentlich zur Erneuerung der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung zum Abendländischen Schisma bei, nicht nur auf dem Gebiet der Kirchengeschichte, sondern auch hinsichtlich der Ekklesiologie- und Verfassungsgeschichte. Weitere Schwerpunkte seiner Forschung waren Beiträge zur päpstlichen Unfehlbarkeit und zum Verhältnis von Kirche und Staat im Mittelalter.

Brian Tierney gehörte seit Beginn im Jahre 1969 dem wissenschaftlichen Beirat des Annuarium Historiae Conciliorum an, in dem er selbst 1975 den Beitrag “Divided sovereignty at Constance. A problem of Medieval and Early Modern Political Theory” veröffentlichte.