John W. O’Malley, Vatican I. The Council and the Making of the Ultramontane Church.
Cambridge – London: The Belknap Press of Harvard University Press, 2018. 320 pp.
Der anhaltende Einfluss der katholischen Kirche hat viele Quellen - ihre spirituelle und intellektuelle Anziehungskraft, ihre missionarischen Errungenschaften, ihr Wohlstand, ihre diplomatische Wirksamkeit und ihre stabile Hierarchie. Doch in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts wurden die Fundamente, auf denen die Kirche jahrhundertelang geruht hatte, erschüttert. In den Augen vieler Intellektueller war der Liberalismus im Gewand von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit die Quintessenz des Übels, das diese Grundlagen erschütterte. Auf dem Vatikanischen Konzil von 1869-1870 unternahm die Kirche den dramatischen Versuch einer Korrektur, indem sie die Lehre von der päpstlichen Unfehlbarkeit definierte.
In der Veröffentlichung: Vatican I – The Council and the Making of the Ultramontane Church schildert John W. O'Malley die Kontroverse um die päpstliche Unfehlbarkeit, die zu einem bestimmten Zeitpunkt die Kirche zu spalten drohte. Protagonisten waren u.a. Erzbischof Henry Manning auf der einen Seite als wichtige treibende Kraft für die Definition, und Lord Acton auf der anderen Seite sein brillanter Gegenpart. Auch Politiker wie Gladstone und Bismarck mischten sich in die Auseinandersetzungen ein, doch die zentrale Figur ist natürlich Pius IX. Die wachsenden Spannungen im Konzil spielten sich im Rahmen des geopolitischen Dramas der Einnahme des Kirchenstaates durch italienische Truppen ab und der scheinbar unausweichlichen Folge, der Eroberung Roms selbst.
Als Ergebnis des Konzils und seiner Nachwirkungen wurde die katholische Kirche zentralistischer und päpstlicher als zuvor. In der Terminologie der damaligen Zeit: Sie wurde ultramontan.