Das Buch untersucht die Akten der Konzilien der Alten Kirche. Es zeichnet die Prozesse ihrer Herstellung nach, angefangen von der Aufzeichnung mündlicher Redebeiträge während einer Sitzung über die Anfertigung von Protokollen einzelner Sitzungen bis hin zu ihrer Sammlung in größeren Einheiten, ihrer Aufbewahrung und den ersten Versuchen ihrer Verbreitung.
Die Erstellung der “Papiere” ist zentral für die Selbstdarstellung der Bischöfe und die Projektion der vorherrschenden konziliaren Idee. Das Streben der Konzilien nach Legitimität und Autorität vor einem realen oder imaginären Publikum der Reichskirche sowie für die Nachwelt zeigt sich im Wesentlichen in den entsprechenden Verfahren der Erstellung und Verwaltung der Texte. Die jeweilige Konzilsleitung prüfte und kontrollierte auch Dokumente und Aufzeichnungen früherer Versammlungen. Der Band rekonstruiert aus den Belegen solcher Prüfungen die textlichen und materiellen Merkmale antiker Konzilsdokumente und untersucht die Kriterien ihrer Bewertung. Analysiert werden Lesestrategien, die sich aus den beobachteten Merkmalen der im Konzil behandelten materiellen Textobjekte ergeben, sowie die Möglichkeiten und Grenzen, die sich aus den Techniken der “Verschriftlichung” konziliarer Vorgänge ergeben. Papyrologische Belege und zeitgenössische rechtliche Regelungen werden zur Kontextualisierung dieser Bemühungen herangezogen. Das Buch bietet damit eine einzigartige Einschätzung der Produktionsprozesse, des Charakters und der materiellen Bedingungen von Konzilsakten, die Grundlage jeder historischen und theologischen Forschung zu den Konzilien der Alten Kirche sein muss (aus der Verlagsinformation).
In den letzten 60 Jahren hat sich die Form des katholischen Gottesdienstes in der ganzen Welt gewandelt. Dieser Wandel wird auf das bedeutendste Ereignis in der Kirche des letzten Jahrhunderts zurückgeführt: das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965). Die vorliegende Studie möchte sich dem Konzilsereignis aus der Perspektive des Gottesdienstes nähern und versuchen, einige Fragen zu beantworten, über die in den letzten Jahrzehnten viel geschrieben wurde: Hatte das Konzil eine konkrete Vorstellung davon, wie Kirchen aussehen sollten? Wie sollten nach Aussage der Konzilsbeschlüsse Gotteshäuser gebaut werden? Die Untersuchung konzentriert sich auf den Zeitraum, der durch zwei Schlüsselereignisse charkterisiert wird: 1947 mit der Enzyklika Mediator Dei Pius' XII. und 1970 mit dem Missale Pauls VI. (1970). Dabei werden historische, theologische, liturgische und künstlerische Aspekte berücksichtigt. Die Studie arbeitet direkt mit Archivbeständen, von denen viele bislang unveröffentlicht sind, was ermöglicht, den Entstehungsprozess der wichtigsten kirchlichen Dokumente zu rekonstruieren, wobei u.a. auch wertvolle mündliche Zeugnisse einiger der direkten Protagonisten dieser Prozesse zur Sprache kommen. Eine bisher weitgehend unbekannte Geschichte (aus der Verlagsinformation).
Heinz Ohme, Kirche in der Krise. Zum Streit um die Christologie im 7. Jahrhundert, Walter de Gruyter: Berlin/Boston 2022 (= Arbeiten zur Kirchengeschichte 146). 792 pp.
Im 7. Jhd. geriet die Kirche in eine tiefe Krise der Theologie und der kirchlichen Autoritäten mit einer Vielzahl von Synoden, Anathematismen, staatlichen Prozessen und Schismen. Auslöser war der letztmalige Versuch einer Wiederherstellung kirchlicher Einheit mit den Gegnern der christologischen Entscheidung der Synode von Chalcedon (451). Eine innerkirchliche Opposition mit dem Mönch und Jahrhunderttheologen Maximus Confessor (†662) als Wortführer stellte sich dem entgegen. Umstritten war die theologische Beschreibung des Verhältnisses von Menschlichem und Göttlichem im Werk, Willen und Wollen Jesu Christi. – Die 15 Beiträge dieses Bandes zu zentralen Ereignissen und Themen der Kontroverse unterziehen die erhaltenen Quellen einer kritischen Analyse. Sie erheben die Motive und Strukturen des Streites, überprüfen die Darstellung der Ereignisse, beleuchten Selbstverständnis und Intention der Hauptprotagonisten und fragen schließlich nach der Berechtigung der radikalen Verwerfungen und deren synodaler Fixierungen. Es werden neue Antworten auf die Frage geboten, warum es zwischen den Anhängern der Synode von Chalcedon zu keiner Einigung kam. Wichtige Quellen werden erstmals in deutscher Übersetzung geboten.
Der Band vereinigt 15 Aufsätze des Autors, die in den Jahren 2006–2020 publiziert wurden und den sogenannten monenergetisch-monotheletischen Streit betreffen, der zwischen 633 und 681/692 und noch darüber hinaus Kirche und Theologie in Ost und West vor enorme Herausforderungen gestellt hat. (Aus der Verlagsinformation).