Neuerscheinungen zur Konziliengeschichte

Literary Echoes of the Fourth Lateran Council in England and France, 1215–1405, ed. by Maureen B.M. Boulton, Turnhout: Brepols 2019 (= Papers in Mediaeval Studies 31). X + 322 pp.

 

Im 14. Jhd läßt sich eine Blüte religiöser Literatur feststellen, die sich in der Volkssprache an Laien und in Latein an Kleriker für deren Predigtdienst richtete. In der Literaturgeschichte schreibt man für gewöhnlich dieses Aufkommen volkstümlicher Texte der Wirkung des Vierten Laterankonzils zu. Obwohl das Konzil Teil einer längeren Tradition der Kirchenreform war, kristallisierte es dennoch theologisches und kirchliches Denken in einer Form heraus, die mehr als ein Jahrhundert lang ein Ansporn für das literarische Wirken von Schriftstellern und Predigern war. Ziel des vorliegenden Bandes ist nicht der Versuch einer umfassenden Darstellung des Konzils oder seiner Rezeption im religiösen Schrifttum der damaligen Zeit, sondern der Versuch zu verdeutlichen, wie die von früheren Konzilen weitgehend vernachlässigten Laien nun von den lehrmäßigen Definitionen und disziplinaren Dekreten des IV. Lateranense erreicht wurden. Die hier versammelten Aufsätze konzentrieren sich auf England, wo die Bischöfe die Reformen des Konzils mit besonderem Eifer umsetzten, und Frankreich, wo die früheste diesbezügliche Literatur erschien.