Neuerscheinungen zur Konziliengeschichte

Federico Tavelli, Las naciones en el Concilio de Constanza: Castilla en el camino a la unidad, Ciudad Autónoma de Buenos Aires: Agape Libros 2018. 562 pp.

Die Konzilien sind im Leben der Kirche stets besonderer Ausdruck ihrer kollegialen Leitungsstruktur gewesen. Zugleich reflektieren sie komplexe historische Phänomene der jeweiligen Zeit. Das Konzil von Konstanz (1414-1418) war da keine Ausnahme. Es versuchte, das 1378 begonnene Schisma zu überwinden und die Einheit der Kirche des Westens wiederzuerlangen. Wegen der besonderen Umstände ihrer Einberufung und ihres Verlaufs sowie der Rolle von Konzilsnationen in den Entscheidungen der Synode handelt es sich um eine Versammlung sui generis, die auch 600 Jahre nach ihrem Abschluss weiterhin Fragen aufwirft. Die vorliegende Arbeit widmet sich der Einrichtung der fünf Nationen im Konzil (gallicana, anglicana, germanica, italica und hispanica). Die nationes hatten entscheidende Rolle im Verlauf des Constantiense, wobei der Abstimmungsmodus per nationes den traditionellen per capita ersetzte. Die Untersuchung der Rolle von Kastilien innerhalb der Natio Hispanica macht die Funktionsweise dieser einzigartigen Verfahrensordnung deutlich. Kastiliens Beitrag war von Bedeutung, um die ersehnte Einheit zu erreichen, denn die kastilische Gesandtschaft trat dezidiert als Anwalt der Ansprüche Papst Benedikts XIII., des Papstes der avignonesischen Obedienz, auf, konnte aber nicht vom Konzil in der Reichsstadt Konstanz ausgeschlossen werden, wenn man das Schisma endgültig überwinden wollte. Die späte Eingliederung der Natio Hispanica in das Konzil von Konstanz und die ernsten Konfrontationen, die bei der Ankunft der Gesandtschaften, die sie bildeten, auftraten, gefährdeten mitunter den Erfolg des Konzils.